Nach Abschluss meines Studiums an der Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd (HfG) hatte ich die Möglichkeit, im Rahmen des Leonardo-Da-Vinci-Programmes der Europäischen Union für sechs Monate nach Tampere, Finnland zu gehen, um dort am Kreativ-Labor »Demola« zu arbeiten. Ermöglicht wurde das mir und drei anderen Absolventen Baden-Württembergischer Hochschulen durch die »Medien- und Filmgesellschaft des Landes Baden-Württemberg«.

Das Kreativ-Labor wurde 2008 in Tampere gegründet und hat mittlerweile Ableger in ganz Europa. Ziel ist es, Studenten aus verschiedenen Bereichen der neuen Medien an echten Projekten von lokalen Firmen arbeiten zu lassen. Partner des Labors in Tampere sind unter anderem Nokia, Intel und YLE (finnischer Fernsehsender).

Während meiner Zeit in Finnland arbeitete ich hauptsächlich an einem Projekt für die finnische Behörde für Sicherheit und Chemikalien, »Tukes«. Ein Teilbereich dieser Behörde, der sich mit sicherheitsrelevanten Aspekten für Elektriker beschäftigt, wollte von unserem Team eine Lösung für die Fragestellung, wie zum einen Anmeldungsformulare Online ausfüllbar zur Verfügung gestellt und zum anderen der Kontakt zwischen Elektrikern und Behörde erleichtert werden kann. Bisher wurden alle Formulare per Hand ausgefüllt, was dazu führte, dass drei Sekretärinnen ihrer eigentlichen Arbeit kaum nachgehen konnten und hauptsächlich mit dem Abtippen der Formulare beschäftigt waren. Es ging der Behörde deshalb auch darum, ihren Angestellten zufriedenstellende, interessante Aufgaben anzubieten und ihnen dafür auch mehr Zeit zu verschaffen.

Ein weiteres Problem war, dass pro Jahr ca. 8000 Info-Briefe nicht zugestellt werden konnten, weil die Empfänger ihre Daten bei der Behörde nicht aktualisieren und auch bereits geschlossene Betriebe noch über Jahre angeschrieben wurden.

Unser international besetztes Team, das außer mir aus zwei Programmierern und einem Ingenieur bestand, erarbeitete innerhalb von vier Monaten in enger Zusammenarbeit mit der Behörde eine Art Plattform, auf die sowohl die angemeldeten Firmen, als auch die Elektriker und die Mitarbeiter der Behörde Zugriff haben. Zuerst erarbeiteten wir einen neuen Workflow, der durch die Aufteilung einzelner Aufgaben an verschiedenen Stellen eine effizientere Anmeldung zulässt.

Bei dem Online-Portal, das wir entwickelten, war es wichtig, den Nutzer regelmäßig auf eventuelle Adressänderungen aufmerksam zu machen und ihn außerdem dazu zu bringen, die Seite regelmäßig zu besuchen. Deshalb entschieden wir uns, dem Nutzer diverse hilfreiche Elemente, die der Behörde schon vorliegen, zugänglich zu machen. So haben wir zum Beispiel unter anderem Unfall-Statistiken, Erste-Hilfe-Hinweise und Möglichkeiten zur Weiterbildung eingebunden.

Für das Portal definierten wir außerdem drei verschiedene Nutzer-Rollen (Behörden-Mitarbeiter, Elektriker und eine Firma für Elektrische Dienstleistungen), denen wir jeweils unterschiedliche Rechte zugewiesen haben.

Meine Bereiche waren Gestaltung, Konzeption und HTML/ASPnet-Umsetzung. Ich entschied mich dabei bewusst für ein schlichtes und übersichtliches Design, das nur die Hauptfarbe der Behörde aufgreift, da deren eigentliche Website sehr unübersichtlich und überladen ist.

Nach Ablauf der Projekte erhielt unser Team bei der anschließenden Preisverleihung den Preis der Kategorie »Most customer oriented project«. Damit waren wir eines von sieben Teams unter knapp 30 Projekten, das für seine Leistung ausgezeichnet wurde. Anschließend entschloss sich die Behörde, nicht nur die Lizenzen zu kaufen, um das Projekt zur Umsetzung an eine Programmier-Firma zu geben, sondern beschäftigte uns auch noch zwei weitere Monate weiter, damit wir eine Mobile-Version der Plattform entwickeln konnten.

Da das Projekt mitlerweile Eigentum von Tukes wurde haben wir leider kein Zugriff auf den Server mehr weshalb das Projekt nur noch in Screenshots zu sehen ist.